August 31 , 2016
Die Kinder sind sehr gut vorbereitet, die an diesem Donnerstag im Sauriermuseum im schweizerischen Frick regelrecht an den Lippen der Museumsleiterin Andrea Oettl hängen.
"Die Plateosaurier wurden mit den Fußsohlen nach unten in den Gesteinsschichten gefunden. Was könnte das bedeuten?" Auch diese Frage der Museumsleiterin beantworten die Kinder ohne Zögern: "Die Saurier sind im Schlamm eingesunken, nicht mehr rausgekommen und so gestorben", antwortet Simon. Er ist einer der jungen Besucher, die im Rahmen des Kinderferienprogrammes an diesem Tag im Museum sind.
Aber sie erfahren auch viel Neues von Andrea Oettl, der "ihr" Museum sichtlich ans Herz gewachsen ist. Die Museumsleiterin erzählt von den Anfängen der Funde in Frick in der Tongrube Gruhalde der Firma Keller, wo Ton und Mergel für die Backstein- und Ziegelherstellung abgebaut wird. 1962 fielen dem passionierten Mineralien- und Fossiliensammler Ernst Wächli, der Laborchef der Tonwerke Keller war, eigenartige blau-violette Gesteinsstücke auf, und er erkannte darin eine Knochenstruktur. Wächli wandte sich an die Universität Zürich, dort allerdings herrschte nur wenig Interesse an seinen Funden. Erst 1976 kam die Uni nach einigen Umwegen wieder auf Wächli zu, der dem Experten die Stellen zeigte, an denen seine Söhne David und Samuel Saurierknochen entdeckt hatten, unter anderem einen Hinterfuß mit Krallen, der auch im Museum zu sehen ist. Ein paar Tage später kamen Schädelstücke und ein halbes Skelett zum Vorschein – die andere Hälfte war aber bereits unerkannt zu Backsteinen verarbeitet worden.
Es sollte allerdings noch bis 1983 dauern, bis offizielle Grabungen stattfanden. Zwei Jahre später dann der erste große Fund: Die Forscher stießen auf ein ganzes Skelett eines Plateosauriers – bisher das einzige vollständig erhaltene Skelett eines Dinos in der Schweiz, das in Fundlage im Museum in Frick aufgebaut wurde und auch heute noch die Hauptattraktion ist.
Die häufigsten Funde in der Grube sind Knochen von Plateosauriern. Diese Tiere lebten in der so genannten Trias-Zeit, die vor 200 Millionen Jahren endete. Die Funde in Frick werden von den Forschern auf ein Alter von rund 210 Millionen Jahre geschätzt. Auch die nachfolgenden Saurier wie etwa der bekannte Tyrannosaurus Rex sollten bekanntlich nicht überleben. Die mächtigen Tiere, die bis zu vier Tonnen wogen, sind vor rund 65 Millionen Jahren ausgestorben. Um diese Zahlen etwas besser einordnen zu können, stellt Andrea Oettl den Vergleich mit den Menschen an: Die leben in ihrer frühestens Form "erst" seit rund fünf Millionen Jahren auf der Erde, erzählt sie den staunenden Kindern.
Die Tiere, die vor vielen Millionen Jahren in Frick lebten, waren nicht ganz so schwer wie der Tyrannosaurus Rex. Die Plateosaurier waren auf zwei Beinen laufende Pflanzenfresser, die fünf bis acht Meter lang wurden und zwischen 600 Kilogramm und 1,5 Tonnen gewogen haben.
Weitere interessante Funde wurden ab den Jahren 2006 gemacht: Erstmals wurde ein Skelett eines nicht ausgewachsenen Raubdinosauriers mit einer Länge von 2,5 Metern entdeckt. Die Forscher sind sich deshalb ganz sicher, weil im Magen des Dinosauriers Reste einer Brückenechse gefunden wurden. Vor allem aber lassen die Zähne eindeutig auf einen Fleischfresser schließen. Funde dieser Art sind nicht nur in Europa, sondern weltweit selten. Der Fricker Raubdinosaurier ist einer der bisher besten Funde dieser Art.
Das untere Geschoss des Museums ist den Sauriern gewidmet, im oberen Teil sind sehr schön erhaltene Versteinerungen ebenfalls aus der Tongrube Gruhalde ausgestellt. Mit diesen Fossilien besitzt die Schweiz einmalige Schätze der Erdgeschichte.
Die Fossilien wie etwa Ammoniten, große Schnecken, Muscheln, Seelilien und Haizähne dokumentieren, dass es zu Beginn der Jura-Zeit vor etwa 200 Millionen Jahren zu einer Überflutung kam – die gleichzeitig auch das Ende der Dinosaurier in Frick bedeutete.
http://www.badische-zeitung.de/aargau/vom-leben-und-sterben-der-dinos--126356078.html
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