July 22 , 2016
by Werner Frasch
Bernhard Hauff bei der Bergung eines Eurhinosauriers aus der Gemeindegrube im Jahr 1912. Er präparierte als einer der ersten unter dem Stereomikroskop, wie hier den Ichthyosaurier. Ein Steneosaurier wurde zum Logo des Urweltmuseums Hauff in Holzmaden.Fotos: privat
Holzmaden. Im Geburtsjahr von Bernhard Hauff schrieb Oscar Fraas, Konservator am Königlichen Naturalienkabinett in Stuttgart, über die
Saurierfunde bei Holzmaden: „Da liegen sie in ihren vieltausendjährigen Steinsärgen, vom Schiefer dicht umhüllt . . .“ Kaum 25 Jahre später wusste die Wissenschaft sehr viel mehr über die versteinerten Überreste der Tiere, deren Alter nicht mit Jahrtausenden, sondern mit Jahrmillionen beziffert werden muss. Auch Bildungsbürger begeisterten sich für die urzeitlichen Schätze aus den Holzmadener Schieferbrüchen. Vor 180 Millionen Jahren waren sie in den Schlamm eines Meeres abgesunken, das 60 Millionen Jahre lang Europa bedeckte.
Am Wissenszuwachs über die Fossilien des Schwarzen Jura oder Lias hat Bernhard Hauff, am 4. Juli 1866 in dem 560-Seelen-Dorf Holzmaden geboren, einen bedeutenden Anteil. Sein Vater, Alwin Hauff, hatte sich noch von Schieferöl, gewonnen aus einem Schieferbruch, ein gutes Geschäft versprochen – ein Unterfangen, das angesichts der Konkurrenz des eingeführten Petroleums bald zum Scheitern verurteilt war.
Sohn Bernhard dagegen interessierten schon als 16-Jähriger sehr viel mehr die Überreste der Ichthyosaurier, Meereskrokodile und Seelilien, die Jahrmillionen in den Schichten des Posidonienschiefers eingelagert waren. Zunächst mit einfachen Werkzeugen, legte er die versteinerten Lebewesen frei. Damit begeisterte er Wissenschaftler aus Tübingen und Stuttgart, gewannen sie doch durch die präzise Präparation von Bernhard Hauff neue Erkenntnisse. Seine Freilegung eines 1,20 Meter langen Ichthyosauriers mit fossil erhaltenen Haut- und Muskulaturresten kam 1892 einer Sensation gleich: Jetzt konnten die Umrisse dieses Meeresbewohners rekonstruiert werden. Holzmaden ist seitdem unter Paläontologen weltweit ein Begriff. Hauff arbeitete als einer der ersten Präparatoren unter dem Stereomikroskop. So legte er Zentimeter für Zentimeter Hunderte von Fossilien frei. Sie sind in vielen Museen im In- und Ausland zu sehen. Die schönsten Stücke hat Bernhard Hauff behalten, als Grundstock für sein eigenes Museum. Es wurde 1937 eröffnet und 1971 von einem modernen Bau abgelöst.
Von Anfang seiner Grabungsarbeit an dokumentierte Hauff akribisch die Lage sämtlicher Funde im Schiefergestein. Dadurch konnte er die ursprünglich recht grobe Einteilung des Posidonienschiefers von 3 auf 17 Schichten verfeinern, eine Gliederung, die bis heute gültig ist. Als Autodidakt fasste er seine Erkenntnisse 1921 in einer wissenschaftlichen Arbeit zusammen, die bis heute zitiert wird. Von der Universität Tübingen wurde ihm dafür die Ehrendoktorwürde verliehen. Am 10. Juli 1950 starb Bernhard Hauff im Alter von 84 Jahren.
http://www.teckbote.de/nachrichten/weilheim-und-umgebung_artikel,-Bahnbrechende-Entdeckungen-im-Schiefer-_arid,96268.html
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